Samstag, 28. Dezember 2013

Der kleine Makel

Neujahrsvorsätze sind wie Uli Zelle in der Abendschau: unvermeidlich.

Praktisch jeder zieht ein Resumée des vergangenen Jahres und damit kommt konsequenterweise die Absicht, einiges im neuen ändern zu wollen.
Sei es Freunde öfter zu treffen, die Mutter häufiger anzurufen, sich weniger zu ärgern, mehr Sport zu treiben oder endlich die eigene Ernährung umzustellen oder weniger zu rauchen.
Normalerweise bin ich immun gegen so etwas. Pläne hab ich immer und ob ich mir diese am Jahresende oder im Juni vornehme, ist relativ egal. Manche werden durchgeführt, andere eben nicht.
Nur dieses Mal, dieses eine Mal habe ich etwas: Sport.

Ich schätze mich als noch relativ gut in Schuss ein aber als ich vor zwei Tagen, gemästet von Papa Mopsens Familiengelage, das Badezimmerschränkchen öffnen wollte, hab ich mir den Rücken verrissen. Beim Öffnen einer Tür! Peinlich ist sowas. Ich kann eigentlich nur lügen und erzählen, ich hätte mir einen Zug beim Joggen geholt. In meinem Alter verreisst es einem nicht den Rücken bei einer einfachen Bewegung. 

So außer Gefecht gesetzt, lag ich den nächsten Tag auf dem Bett und dachte über Makel nach. Man sollte seine Makel lieben. Sie machen einen einzigartig, denn egal wie gut man in etwas ist, es wird immer jemanden geben, der besser darin ist. Aber wer gibt schon gerne zu, etwas nicht zu können oder etwa faul zu sein oder - so wie ich - ein bisschen sozialphobisch, weswegen ich in der Anfangszeit meiner "Joggerkarriere" immer frühmorgens aus dem Bett gefallen bin, damit mir keiner im Park begegnet.
Ich versuche nach dem Ausspruch von Joan Crawford in dem Film "Humoreske" zu leben: "Ich verstecke meine Fehler nicht, ich trage sie wie Orden."

Nur leider stimmt das so nicht. Mich nerven meine Fehler schon. Ich hoffe halt, dass man mich trotzdem mag. Und so hege ich sie, meine kleinen Makel. So wie die Hexe Hänsel hegt. Irgendwann wird sie ihn fressen und ich werde meine Fehler los.... bevor sie mich fressen.

Freitag, 27. Dezember 2013

Ein Tag der kleinen Entdeckungen

Gestern war Stefanitag. Ich weiß gar nicht, ob der in Berlin so genannt wird. Andererseits habe ich es aufgegeben, mir bei jedem Wort zu überlegen, ob es das hier so gibt. Beispiele wären: Polster (Kissen), Mistkübel (Mülleimer) und ich möchte auch noch einmal - so ganz kleinlich - auf die Diskussion, ob es ein weiches und hartes b, B, p, P oder d, D, t, T gibt zurück kommen, wie auch auf das scharfe s (ß). So spreche ich nun mal. Da bin ich eigen und verweise mit hochgezogenen Augenbrauen darauf, dass Deutsche doch angeblich das österreichische Idiom so lieben. Dann müssen sie auch damit leben.

Aber davon wollte ich gar nicht erzählen. 

Dieser Stefanitag war ein ruhiger. Wer noch in der Stadt war, lag vermutlich im Fresskoma auf dem Sofa, was ich auch gerne getan hätte aber irgendwann muss Paula Mops auch mal vor die Tür. Also gingen Paula, Papa und Mama Mops spazieren in Richtung Park. Das fällt einem zurzeit leicht, denn es hat frühlingshafte Temperaturen um die zwölf Grad plus, vom angeblich harten Winter in diesem Jahr war nichts zu bemerken.

Auf dem Weg zum Park kommen wir immer an einem Kinderspielplatz vorbei und was seh ich da? Blüten! Blüten an einem Busch. Herrlich! Endlich hab ich einen olfaktorischen und bildlichen Beweis für die Schmetterlinge, die seit Wochen in meinem Bauch herumflattern und eine Erklärung, warum ich eher auf Ostern eingestellt war, als auf Weihnachten.


Abends dann, auch hier war der Mops wieder der Grund, warum wir uns überhaupt bewegt hatten, schauten wir auch beim Späti unseres Vertrauens vorbei und was seh ich da? Einen Gruß aus meiner Kindheit. Achtung! Ich oute mich hiermit als steinalt.

Ich hab mir dann aber keines gekauft. Weihnachten hat mich nämlich lukullisch geschafft. Aber es ist doch schön, dass ich mit dem Gedanken daran nach Hause gehen konnte und kurzfristig meine alte Schulkantine vor Augen haben konnte. Die lag genau gegenüber von den Stufen zur Garderobe, also geradezu perfekt, wenn man vor dem Nachhausegehen noch einen Snack haben wollte, bevor man in den Hort ging und dort sein Mittagessen bekam, wobei: Da gab es diese komische rötliche Sauce, von der ich heute manchmal noch träume....

Sonntag, 22. Dezember 2013

2014

Weihnachten 2013.

Das ist Frühlingswetter und Krawalle in Hamburg. Chodorkowski.
Ursula von der Leyen in Afghanistan. Meine neue alte Stelle und womöglich bald meine alte neue Stelle. 
Das Jahr 2013 brachte mir Freundschaften, die zu Bruch gingen und welche, die entstanden. Ein neues Hobby und mein ewiger Kampf um Entscheidungen jeglicher Art.
Ich frage mich, was mich im Neuen Jahr erwartet. Ich will Jubel. Ich will Trubel. Ich will auch Ruhe. Ich will mehr ich sein. Ich möchte an einem Marathon teilnehmen. Ich will nach Österreich. Ich möchte lernen und ich will mich mitteilen. Ich will in meinem See baden, auf den Dobratsch steigen. Ich will wanderreiten.
Eigentlich will ich vieles. Ist das ok? Oder muss man so kurz vor dem Jahreswechsel demütig sein? Dankbar? Dann will ich dankbarer sein. Ich will mich besser an Dinge erinnern können. So ein Jahr kann doch nicht so sang- und klanglos an einem vorbeigehen. 
Ich möchte endlich mal bei einem Preisausschreiben gewinnen. 
Ich will eine Ziege auf meinem Balkon und im Endeffekt glücklich sein. Und dieses Glück will an andere weiter geben können.
Allen, die das lesen: Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Passt auf euch auf!

Freitag, 20. Dezember 2013

Countdown

Wie jedes Jahr kulminiert der jährliche Weihnachtswahnsinn in den letzten Tagen vor dem Fest darin, dass gehetzte Menschen vollkommen verzweifelt ALLES kaufen, was man ihnen vor die Nase legt, nur um am Schluss nicht ohne Geschenk da zu stehen.
Für mich, auf der anderen Seite der Kassa, ist das amüsant aber anstrengend. Irgendwann will ich nicht mehr fragen, ob ich dieses oder jenes als Geschenk einpacken soll, weil ich es rein artikulatorisch (ist das ein Wort?) nicht mehr über die Lippen bekomme. Es blubbern nur noch Worte wie: Sll chs Ihnen verkauf...packen? zwischen meinen, zu einem Lächeln festgewachsenen Lippen hervor. Das Lächeln ist echt aber wer lächelt schon neun Stunden am Tag, außer er nimmt Drogen oder ist irgendein indischer Guru? Mein Sprachzentrum hat eine Macke.
Liedfetzen schwirren durch meinen Kopf und auf die Frage: Können Sie mir helfen?, möchte ich schreien: Naaaa..... türlich (der Witz ist geklaut von Andreas Vitasek aber besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden).
Ich laufe automatisiert von der Kassa zum Abholfach, ich glaube, ein Augenlied lässt sich nicht mehr öffnen aber ganz sicher bin ich mir nicht. Alleine über die einfache Frage: Wo steht der neue Meyerhoff? muss ich minutenlang nachdenken (er ist zurzeit im Nachdruck).
Trotzdem mag ich es, das Weihnachtsgeschäft. Nie ist man als Buchhändlerin so gefragt, wie zu dieser Zeit. Nie bekommt man so viel Respekt und ja, Liebe, entgegengebracht. Man ist die Person, die Weihnachten rettet. Ich verleihe mir geistig selbst einen Orden.
Mit stolzgeschwellter Brust werfe ich mich auch heute in den Trubel und abends, abends, so hoffe ich, werde ich dieses Mal Schlaf finden und nicht nach Luft schnappend aufwachen, weil mir eingefallen ist, dass ich vergessen habe, einer/m Kundin/en etwas Bestimmtes aufzuschreiben, zu bestellen, diese Bestellung auch abzuschicken oder sonst etwas Abstruses.


Mittwoch, 18. Dezember 2013

Weihnachtsglitzersterne mit Wumpen

Als ich eben mit Paula Mops um die Ecke kurvte, kam uns ein Vater mit zwei kleinen Kindern hinterher, wovon eines in Tränen aufgelöst, den Verlust von supertollen, glitzernden Weihnachtssternen betrauerte. Lautstark und verzweifelt. Ich weiß, es ist vollkommen inakzeptabel über so etwas zu lachen aber...

Alleine schon, wie der Vater versuchte zu trösten, dass er sich nach neuen Sternen umsehen wolle (Kind: Die sind sicher nicht so toll), und dann womöglich noch viel bessere und schönere finden könne (Kind: Das glaube ich nicht, die waren so schön) und er dann fragte, wie sie denn genau ausgesehen hätten (Kind: Weihnachtsglitzersterne mit Wumpen). Da war der Vater dann überfragt. Ich übrigens auch. Ich hatte nämlich gelauscht. Er musste mindestens siebenmal nachfragen, bis sich die ominösen Wumpen als Punkte herausstellten.
Es nützte alles nichts, das Kind blieb untröstlich.

Ich wollte, ich hätte auch superschöne Weihnachtsglitzersterne mit Wumpen.

Montag, 16. Dezember 2013

Arbeitsdings

Das mit der Arbeit ist ja so ein ... äh... Dings. 
Ich, zum Beispiel, mag es gar nicht, keine Arbeit zu haben. Grundsätzlich würde ich mich aber auch nicht ehrgeizig oder erfolgsgetrieben nennen. Ich mag das, was ich tue: Bücher verkaufen.
Man gibt immer auch ein Stückchen von sich her, wenn man eines der Bücher empfiehlt, die man selber gerne mag. Auf der anderen Seite kann man auch ganz schnell eines empfehlen, das man gar nicht kennt. 

Was es manchmal ein bißchen schwierig macht, sind die Leute drum rum. Besonders, wenn man neu wo anfängt. 
Ich habe ca. zwei Jahre darauf gewartet, in der Buchhandlung arbeiten zu dürfen, die ich mir als Ideal vorstelle. Und mein Ideal ist nun mal so ein Laden, in dem ich dieses Handwerk gelernt habe. Nicht, weil er ein so tolles Sortiment hatte, der Menschen wegen, die meine Kollegen waren.
Also hatte ich mich für eine offene Stelle beworben und war tagelang geknickt, weil sie sich nach zwei Monaten Wartezeit doch für jemand anderen entschieden hatten.
Heute weiß ich, ich bin ein Glückspilz. Das klingt jetzt sehr negativ, ist aber gar nicht so gemeint. 
Ich helfe in meiner Traumbuchhandlung über Weihnachten aus und sie ist schnuckelig, das Sortiment exquisit, die Kollegen freundlich und ein wenig verschroben... aber und das hätte ich nicht gedacht, verschroben kann auch nicht so toll sein.
Da gibt es etwa die Dame aus der Buchhandlung, die tagtäglich wie ein scheues Reh einmal um die Ecke biegt und fürderhin bis Dienstschluss nicht mehr zu sehen ist, außer man verirrt sich nach ganz hinten in den Laden. Die ganzen Zahlen zu jonglieren muss enorm stressig sein, denn sie kämmt, wann immer ich sie sehe, ihren Pony. Minutenlang. Bis das Haar knistert. Die Stirnfransen erinnern mich mittlerweile an den Fleckerlteppich meiner Oma. Ich sage das liebevoll. Nie hat ein Mensch einen Teppich derart gehegt und gepflegt, nur irgendwann wurde er vor lauter Bürsten und Geradestreichen beinahe durchsichtig.
Es gibt den ruhigen Geschäftsführer, mit Hornbrille und sanfter Stimme, der an der Kassa urlang mit dem Finger über den Tasten schwebt, als könne er sich nicht entscheiden, mit welchem Druck er zustoßen soll.
Es gibt die Neue, die statt mir den Job bekommen hat, die, erwischt man sie allein einen Kalauer nach dem anderen von sich gibt, aber unter Beobachtung kommt ein Hochglanzbuchhändler raus. Fehlerlos, einwandfrei, teflonbeschichtet.
Natürlich ist das überzogen dargestellt. Aber ich bin froh. Froh, dass ich noch weitersuchen darf und trotzdem diese Erfahrung gemacht hab.

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Weihnachtsstimmung? Fehlanzeige

Da dies ja so etwas Ähnliches wie mein öffentliches Tagebuch ist, kann ich ruhig auch mal etwas in der Art schreiben von....

Heute gehe ich zur Arbeit. Gut. Das tun viele und das ist auch gut so.
Diese Arbeit macht mir Spaß, großen sogar, denn hin und wieder kann man jemanden etwas von sich mitgeben, ein ganz privates Stück Birgit, ohne, dass der andere davon weiß.
Das ist mir gestern so passiert.

Sonst passiert es mir eher, dass ich in die Nähe eines Computers komme und der sagt: Ok, tschüss, ich fahr mal dann runter. 

So gesehen, alles fein hier.

Was mir fehlt, ist Weihnachtsstimmung. Keine Spur davon. Manchmal, wenn ich über den Ku´damm zur U-Bahn gehe, um nach Hause zu fahren, wenn alle Lichter einem ins Gesicht brennen: "Freu Dich gefälligst, bald ist Weihnachten!", dann überkommt es mich schon ein bisschen aber nicht wirklich. 

Ich habe wirklich alles versucht. Kerzen angezündet, mich über die drei Schneeflocken gefreut, die Xaver herangeweht hat, ein Keks aus der Gemeinschaftsküche gemopst, nichts. Es passiert nichts. 
Genau genommen bin ich in Osterstimmung. Ich hoffe, die bleibt bis Ostern erhalten....

Montag, 2. Dezember 2013

Kiezentdeckung: Merle´s Trinidad Cuisine

Ein Reisender ist einer, der sich an andere Orte begibt. Dies kann er körperlich, geistig oder auch kulinarisch tun. 
So eine Reise - eine kulinarische -unternahm ich gestern und diese führte mich nach Trinidad, die südlichste Insel der Kleinen Antillen. 
Die Küche umfasst örtliche Spezialitäten, die von der sympathischen Bedienung auch gerne noch einmal erklärt werden.
Und was soll ich sagen? Soulfood wirkt! Dieses leichte, scharfe Brennen auf der Zunge macht Laune. 
Wer sich in den kommenden trüben Tagen aufheitern will, sollte mal dort hingehen.

Merle´s Trinidad Cuisine
Yorckstraße 22 / Ecke Möckernstraße
10965 Berlin