Freitag, 18. Juli 2014

Welcome to the jungle

Als in einer Kleinstadt Aufgewachsene, habe ich immer mit einer Art mildem Mitleid auf Großstadtmenschen herabgeschaut, zu geläufig waren mir die Geschichten von Berlinern, die auf einer Alm eine Kuh mit einem Hirsch verwechselten.

Dass eine Stadt aber, Flora und Fauna auf ihre Art, so viel urwüchsiger besitzt, als am Land, das wusste ich nicht.
In den beinahe fünf Jahren, die ich schon hier lebe, habe ich Spezies kennen gelernt, die es so wohl nur an diesem Ort geben kann.

Da gibt es den Drachen, der merkwürdigerweise nur in der kalten Jahreszeit die Rückseite des Nachbardaches bewohnt und dort Pfeifchen raucht.

Es gibt das ominöse Lama, welches in den Lift spuckt.

Wir haben eine Jazztaube im Hinterhof, die, wohl selbst davon überrascht, ein Haustier zu besitzen, einen Ohrwurm hat, und die immer selben vier Takte gurrt.

Und seit ein paar Wochen, sind wir Ohrenzeugen der Sadomaso-Katze, die ihrer Lust lauthals Gehör verschafft.

"Fun and Games", wie man es also von einem Großstadtdschungel erwarten kann.

Hier als Vertreter des Homo Sapiens zu bestehen, braucht einige Fertigkeiten, die man sich schon von klein auf antrainieren sollte. 
So zum Beispiel zu wissen, was man mag und was man nicht mag.

Als bestes Beispiel möchte ich - hurra, hurra, die Deutschen sind Weltmeister - das Trara um den Einzug der Nationalelf in Berlin benennen. Schon ab acht fand auf der Friedrichstraße eine wahrliche Völkerwanderung Richtung Brandenburger Tor statt, mit Stau und Gehupe und Vorfreude und Aufregung.
Ich konnte das etwas abseits vom Laden aus beobachten und war eigentlich froh in meinem kleinen geschützten Raum stehen zu müssen und nur für die Post vor die Tür zu müssen.
Da stand in all dem Getummel ein Vater mit seinem Sohn, der lebhaft versuchte, diesen Auflauf seinem Kind nahe zu bringen mit Worten wie "Wirst du nie mehr vergessen", "legendär", "kannst du noch deinen Kindern erzählen". Das Gesicht des Sohnes blieb dabei skeptisch und nach ca. fünf Minuten Ansprache, meinte das Kind: "Ich will aber nicht".

Habe ich die Generation, die nach mir kommt, mehr geliebt, als in diesem Augenblick? 
Kaum.

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