Dienstag, 19. August 2014

Die Kunst, eine Torte anzuschneiden

Wir habens getan. Papa Mops und ich sind seit Freitag - Familie Mops - und die dazugehörende Paula Mops, auf gut wienerisch, kein Bankert mehr.

Was einem auf dem Weg zum Finalen Ja alles zustossen kann, ist Inhalt einer Vielzahl von Büchern, die ich alle nicht gelesen habe. Ich war also unvorbereitet.

Wir hatten perfide geplant und eigentlich niemanden bescheid gesagt, aus dem einfachen Grund heraus, weil wir in so einem privaten Moment für uns sein wollten. Ich verstehe die generelle Zwanghaftigkeit, diesbezüglich Feste ausrichten zu müssen, ohnehin nicht so richtig. Was ich im Kopf hatte, war so etwas wie ein Amtstermin: Man geht hin, unterschreibt den Wisch und fertig.

Dass wir beinahe einen Monat brauchten, um uns auf ein Lied zu einigen, welches wir zur Einstimmung hören sollten, war die eine Sache, die richtige Kleiderwahl, Haartracht plus Haarschmuck, die Schuhe,... die andere.

Schon am Anfang versagte unser Bügeleisen kläglich und irgendwie war ich erleichtert, weil ich mir vorstellte, na gut, heiraten wir halt in Jeans. Aber das redundante Elektrogerät hat wohl aus Empörung über diesen Gedanken wieder zu dampfen angefangen.

Am Weg zum Standesamt wurden wir höflich von drei Punks um Reis gebeten, da sie Hunger hätten und wir als zukünftiges Ehepaar sicherlich welchen dabei hätten.

Die Blumen, die ich mir ins Haar stecken wollte, sind allesamt kurz vor der Blüte abgebrochen und ich hab noch Tage danach die Stengel aus meiner Frisur gezupft.

Die eigentliche Zeremonie war aber schön und gar nicht amtlich.

Die spontan von einer Geburtstags- in eine Hochzeitsfeier umgemünzte Familienversammlung einen Tag später, bescherte uns einen Ballon gigantischen Ausmasses, mit dem man, wollte man es so, bequem zu zweit in Richtung Alpen davonfliegen könnte. Dieser Ballon schwebt jetzt als kreischendes Mahnmal unserer Ehe in unserem Wohnzimmer. 

Alle Vorschläge lustige Vermählungsspielchen zu absolvieren, haben Papa Mops und ich kategorisch verneint - wir sind eben ein gutes Team.

Und die Kunst, eine Hochzeitstorte gemeinsam zu schneiden, die haben wir wohl in uns ... das haben wir bravourös gemeistert.

Und vielleicht ist es so etwas einfaches wie diese Handlung, die einem selber zeigt, nun gut, wir sind verbrieft und besiegelt und notariell geglaubigt ein Paar aber das kann klappen. Wir sind innig, eine Einheit.

Und letztendlich kulminieren alle Erlebnisse in meinem Leben, gut oder schlecht, jede Entscheidung, falsch oder richtig, in dieser einen - und es scheint so klar, denn jetzt gibt es kein falsch mehr, alles ist richtig... und alles ist gut.



Donnerstag, 7. August 2014

Eine Stimme - Wir demonstrieren II

Bei uns im Laden steht ein Wasserspender und der ist von Nestlé.

Seit die Teamleiterin eine Dokumentation über den Konzern gesehen hat, ist sie auf Kriegsfuss und hat heute verkündet, der Vertrag mit der Firma sei gekündigt worden und sie hoffe, viele würden ihrem Beispiel folgen.

Das hoffe ich auch, ich glaub aber nicht daran.

Peter Brabeck gehört für seine Aussage 2012 öffentlich übers Knie gelegt aber das aufrührerischste, was ich jemals getan habe, war, einen Kalender eines des Doping überführten Radrennsportlers umgehend zu remittieren - wegen Unverkäuflichkeit.

So gesehen bewundere ich unsere Teamleitung für ihren Schritt und werde weiter Wasser aus der Leitung trinken, weil ich das, im Gegensatz zu vielen anderen, kann.


Montag, 4. August 2014

my own personal... Hal

Wer den Kottan kennt, kennt den Kaffeeautomaten.
Wer mich kennt, kennt unseren Lift. Diesen nenne ich seit neulich nur noch liebe- und respektvoll Hal.

Nachdem er nur sich nur wochenweise bequemt zu funktionieren und unsere, eigentlich freundschaftliche Beziehung etwas eisig wurde, hat er sich nun etwas ganz Neues für mich ausgedacht. Er empfängt einen mit Dunkelheit und lässt nur die Lämpchen der Anzeige rot leuchten, die das jeweilige Stockwerk anzeigen. 

Ich hatte immer schon das Gefühl, dass er einen Hang zum Dramatischen hat.

Falls er aber doch irgend eine Art von künstlicher Intelligenz in sich tragen sollte, habe ich beschlossen, ihm einen Namen zu geben und täglich freundlich zu grüßen.

Wir demonstrieren

Ich lebe in turbulenten Zeiten. Die Nachrichten zu verfolgen, sehe ich mittlerweile als Herausforderung meiner Langmut und es macht mir, ehrlich gesagt, auch Angst. 
Vor einem Jahrhundert begann das, was man als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts ansieht und anscheinend haben wir daraus nicht gelernt. Konrad Lorenz hatte also recht. Der Krieg, Aggression, steckt in uns Menschen drin. Das zu leugnen wäre ungefähr so, als leugne man, dass die Sonne am Himmel steht.

Manch einer schreibt darüber einen Blog, andere gehen auf die Straße. Vor allem hier. In Berlin wird gegen alles demonstriert. Das scheint so etwas wie ein Kulturvermächtnis zu sein. 
Gestern marschierte so ein Tross bei unserem Laden vorbei. Von weitem war nicht richtig auszumachen, wogegen oder wofür die knapp dreissig Menschen waren. Flaggen wurden hochgehalten. Visuell war es also polyglott. Ich glaube, sie waren gegen den Waffenexport Deutschlands.

Gleichzeitig jährt sich nächstes Jahr etwas eigentlich Gutes. Der Wiener Kongress. In Wien traf sich, was Rang und Namen hat und versuchte eine Neuordnung und Neuverteilung der Kräfte in Europa. Und es wurde offensichtlich auch getanzt.

Was ist es also, was uns ausmacht? Der Wille zur Zerstörung oder der, die Dinge zum Guten zu wenden?