Freitag, 20. Dezember 2013

Countdown

Wie jedes Jahr kulminiert der jährliche Weihnachtswahnsinn in den letzten Tagen vor dem Fest darin, dass gehetzte Menschen vollkommen verzweifelt ALLES kaufen, was man ihnen vor die Nase legt, nur um am Schluss nicht ohne Geschenk da zu stehen.
Für mich, auf der anderen Seite der Kassa, ist das amüsant aber anstrengend. Irgendwann will ich nicht mehr fragen, ob ich dieses oder jenes als Geschenk einpacken soll, weil ich es rein artikulatorisch (ist das ein Wort?) nicht mehr über die Lippen bekomme. Es blubbern nur noch Worte wie: Sll chs Ihnen verkauf...packen? zwischen meinen, zu einem Lächeln festgewachsenen Lippen hervor. Das Lächeln ist echt aber wer lächelt schon neun Stunden am Tag, außer er nimmt Drogen oder ist irgendein indischer Guru? Mein Sprachzentrum hat eine Macke.
Liedfetzen schwirren durch meinen Kopf und auf die Frage: Können Sie mir helfen?, möchte ich schreien: Naaaa..... türlich (der Witz ist geklaut von Andreas Vitasek aber besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden).
Ich laufe automatisiert von der Kassa zum Abholfach, ich glaube, ein Augenlied lässt sich nicht mehr öffnen aber ganz sicher bin ich mir nicht. Alleine über die einfache Frage: Wo steht der neue Meyerhoff? muss ich minutenlang nachdenken (er ist zurzeit im Nachdruck).
Trotzdem mag ich es, das Weihnachtsgeschäft. Nie ist man als Buchhändlerin so gefragt, wie zu dieser Zeit. Nie bekommt man so viel Respekt und ja, Liebe, entgegengebracht. Man ist die Person, die Weihnachten rettet. Ich verleihe mir geistig selbst einen Orden.
Mit stolzgeschwellter Brust werfe ich mich auch heute in den Trubel und abends, abends, so hoffe ich, werde ich dieses Mal Schlaf finden und nicht nach Luft schnappend aufwachen, weil mir eingefallen ist, dass ich vergessen habe, einer/m Kundin/en etwas Bestimmtes aufzuschreiben, zu bestellen, diese Bestellung auch abzuschicken oder sonst etwas Abstruses.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen