Donnerstag, 2. Januar 2014

In zwei Tagen...

In zwei Tagen ist der 4. Januar. Hurra!
Moment, das wollte ich doch anders schreiben...
In zwei Tagen ...ist...grmpf.

Am 4. Januar bin ich drei Jahre in Berlin. (Na bitte, geht doch) Drei Jahre voller neuer Eindrücke, einer neuen Wohnung, einer neuen Umgebung, neuen Arbeitsstellen (eigentlich jede Menge davon), neuen Freunden; ein anderes Leben im Grunde. Oder ein Parallelleben. Ich bin jetzt eine Mopsmama und habe dazu einen Papa Mops gefunden. Ich hab mir Hobbies gesucht und sie auch gefunden. 

Irgendwie kommen mir diese drei Jahre viel länger vor, nur in kürzerer Zeit. So wahnwitzig sich das auch anhört.
Seit mir jemand erzählte, dass Zeit nicht real ist, beschäftigt mich auch dieser Gedanke. Denn die Zeit hier habe ich doch abgesessen, abgelaufen, ich habe geschlafen, gegessen, gearbeitet, gelacht. Zeit - ein komisches Ding. 

Als Teenager war ich schon einmal mit einer Freundin in Berlin und hab mir die Stadt auf ganz andere Weise erobert, als ich es diesmal getan habe. Meine Freundin und ich waren stundenlang auf der Suche nach der Museumsinsel, konnten sie aber nicht finden. Stattdessen haben wir uns in Busse gesetzt und uns herumkutschieren lassen. Einmal haben wir uns gestritten und ich bin einfach losmarschiert und hab mich verlaufen. Wir hatten eigentlich keinen Kontakt zu anderen, ausser an dem Abend, als Punks unsere Jugendherberge mit Böllern bewarfen. 
Berlin war mir herzlich unsympathisch und nie, nie wieder wollte ich hierher zurück kommen. Das Schicksal hat mich dann noch zweimal hierher geführt. Einmal für ein Engagement und einmal als .... das Wort Heimat möchte ich nicht benutzen aber vielleicht das: Hort.
(Heimat ist für mich Österreich und wird es immer bleiben, so schön, aufregend und prickelnd es auch anderswo sein mag.)
Diesen Hort habe ich dieses Mal abgeschritten, für mich kartografiert und fotografiert und dokumentiert, ich hab mir Berlin erlesen, es gekostet, es gerochen. Also könnte es sein, dass ich es gar nicht mehr so schrecklich finde, denn man beschäftigt sich doch nicht so intensiv mit etwas, was man nicht mag. Vielleicht kann ich einfach nicht zugeben, dass ich die Stadt mag. So wie man nur ungern zugibt, dass man Helene Fischer mag.

Mein Alleinstellungsmerkmal als Österreicherin ist mir lieb geworden. Und auch diese Verunsichertheit, die mir immer noch entgegengebracht wird, wenn mir das heimatliche Idiom rausrutscht. (Obwohl, auch hier musste ich lernen, dass ich im Österreichischen doch nicht so bewandert bin, weil es wohl rund um den Gürtel in Wien eine leicht abgewandelte Sprachmelodik gibt - und das hab ich von einem Deutschen!) Ich mag die glasigen Blicke, wenn ich von den Karawanken erzähle. Ich werde wohl nie diesen Bruch verstehen, der sich durch Berlin zieht. Dieses Ost und West. Für mich war Berlin immer die ungeteilte Stadt, diese Narbe hier, ich trage sie nicht mit mir herum. Langsam lege ich auch meinen Snobismus ab, was das alte Berlin angeht. Wieviel Geschichte es hier gibt, lernt man nicht aus der einemillionsten Doku über die DDR.

Drei Jahre also. Ein ganzes Leben. Ein anderes Leben. Ich bin mal gespannt, was ich in einem Jahr dazu zu sagen habe.

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